Deutsches Theater – Gregor Gysi trifft Michel Friedman
„Ich traue diesem Leben nicht. Ich verstehe dieses Leben nicht, ich glaube, dass dieses Leben Chaos ist und nicht planbar.“ – Michel Friedman
Michel Friedman, geboren 1956 in Paris, ist Sohn einer jüdischen Familie mit Wurzeln in Krakau, nur seine Eltern und seine Großmutter überleben den Holocaust, sie standen auf der berühmten Liste Oskar Schindlers. In seinem gerade erscheinendem Buch Fremd setzt sich Michel Friedman auf so schmerzhafte wie poetische Weise mit der Geschichte seiner Familie und Kindheit auseinander, vermittelt, wie das Trauma des Holocaust seine Identität und Biographie prägt.
Als Michel Friedman neun Jahre alt ist, zieht die Familie zurück nach Deutschland, nach Frankfurt am Main, wo sein Vater in einem Pelzgroßhandel arbeitet. Nach seinem Jurastudium (1994 Promotion zum Dr. iur.) ist Michel Friedman als Anwalt für Immobilien- und Medienrecht tätig, als TV-Moderator (u. a. von 1998 bis 2003 beim Hessischen Rundfunk Vorsicht! Friedman) und Publizist, ist von 1994-1996 Vorstandsmitglied der CDU („Ich war mit der CDU zu 50,01% einverstanden. Das ist die absolute Mehrheit, um die restlichen 49,99 Prozent ist zu streiten.“), von 2000-2003 Vizepräsident des Zentralrats der Juden – in all seinen Berufen und Tätigkeitsfeldern sucht er den Widerspruch und die Auseinandersetzung, provoziert, braucht zwischenzeitlich Polizeischutz aufgrund der Masse an Drohbriefen. 2000 gründet Michel Friedman gemeinsam mit Uwe-Karsten Heye und Paul Spiegel den Verein Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V., der sich bundesweit für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland und gegen Rechtsextremismus einsetzt. 2003 der öffentliche Absturz, als sein Kokainkonsum und Kontakte ins Rotlichtmilieu bekannt werden. Michel Friedman tritt daraufhin von allen öffentlichen Ämtern zurück. Er studiert und promoviert in Philosophie und ist Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Sciences. Eine Sehnsucht ist bis heute geblieben: „In einer Welt eines Tages leben, in der mein Gepäck, meine Markierung sich auflösen; dass ich selbstverständlich bin.“
Wie so oft reicht diese Ankündigung nur aus, um die Eckpunkte einer Biographie zu streifen – umso mehr freuen wir uns auf die Fragen und Antworten von Gregor Gysi und Michel Friedman am 9. Oktober im Deutschen Theater Berlin. Alle Zitate stammen aus dem Interview im ZEIT Magazin Nr. 35.
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